Selbstversorgung im Naturgarten: Experte verrät seine Tricks

Ein Naturgarten mit vielen Gemüsebeeten, Folientunnel und Gartenhütte. | © Mattias Nemeth
Ein Naturgarten ist der ideale Platz, um sich mit Gemüse und Obst selbst zu versorgen. Hier zu sehen ist übrigens ein Teil des Gemüsegartens des Naturgarten Scheidl in Österreich.
© Mattias Nemeth

Selbstversorgergarten oder Naturgarten? Warum nicht beides, wir zeigen dir, wie und warum ein Naturgarten ideal als Gemüsegarten ist.

Oft werde ich gefragt, wie ich neben meiner Arbeit auch noch meine zwei Gärten so erfolgreich bewirtschaften kann. Dir verrate ich jetzt mein Geheimnis: Ich mache das gar nicht alleine. Ich habe tausende Helfer, manche mit Flügeln, andere kriechen und manche wachsen einfach nur. Anders gesagt, ich lasse die Natur für mich arbeiten.

Nützlinge statt Pflanzenschutzmittel

Eine der besten Sachen an einem Naturgarten ist, dass sich die Natur selbst reguliert. Haben meine Pflanzen Mehltau, dann finde ich dort oft auch schon die gelben Sechszehnflecken- und Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer, die den Mehltau glücklicherweise bereits fressen. Aber auch Schädlinge werden von Nützlingen gefressen. Mein Blattlausproblem ist immer gelöst, sobald die passenden Nützlinge wie Marienkäfer oder Schlupfwespen unterwegs sind. Somit muss ich sehr wenig gegen Schädlinge machen.

Schnecken kann ich nicht durch Nützlinge loswerden, aber meinen Hühnern schmecken sie trotzdem.

Nützlinge in den Garten locken

Doch wie schaffst du es, so viele Nützlinge in deinen Garten zu locken? Einfacher, als du denkst!

  • Lass Brennnessel wachsen! Sie bieten nicht nur vielen Nützlingen Nahrung, sondern sie sind auch die liebste Kinderstube für sehr viele Insekten.
  • Lass "wilde Ecken" entstehen. Einfach mal ein bisschen Unkraut wachsen lassen, ein bisschen Laub liegen lassen und du wirst sehen: In dieser Ecke sprießt nur so das Leben.
  • Totholzhaufen sind der Hit bei Nützlingen. Von morschen, hohlen bis zu frisch geschnittenem Holz kannst du hier alles zusammenmischen und auf einen Haufen schmeißen. 
  • Steinhaufen sind ebenfalls beliebt. Vor allem in der Sonne aufgebaut, kann ein Haufen aus losen Steinen viele Nützlinge anlocken. 
  • Besonders gut ist ein Sandarium. Hierzu gräbst du 15 cm tief und füllst die ausgehobene Fläche mit "klebrigem" Sand (also keinem, der zu sehr rieselt, lieber einem, der mit Lehm gemischt ist.)  

 

Nützlinge zur Bodenverbesserung

Wenn wir schon beim Thema Nützlinge sind: Viele meiner Gartenbewohner sorgen auch dafür, dass meine Gartenerde eine hervorragende Qualität hat. Allen voran natürlich die verschiedenen Würmer. Ich kann kaum einen Spatenstich setzen, ohne einen Regenwurm zu sehen. Aber auch nützliche Pilze sorgen für einen guten, fruchtbaren Boden. 

Diesen lebendigen Boden habe ich erreicht, indem ich einfach nur auf zu tiefes Umgraben, Kunstdünger, chemisches Pflanzenschutzmittel und Fungizide verzichtet habe. Stattdessen lasse ich den Boden im Winter ruhen, mulche viel, gebe Kompost, Brotdünger und Sauerteigreste in den Boden. So einfach ist es, deinen Boden lebendig zu halten!

Viel Ernte dank Hummeln und Co.

In meinen Gärten bemühe ich mich sehr um Wildbienen. Ich achte ganz genau darauf, dass für jede Wildbienenart ein passender Nistplatz vorhanden ist und so viele Futterpflanzen wie möglich. Das bringt den positiven Nebeneffekt mit sich, dass ich sehr viel ernten kann.

Zwar habe ich auch eine Imkerei mit vielen Honigbienen, aber Wildbienen haben schon ein paar Tricks mehr drauf. So fliegen Hummeln beispielsweise auch bei schlechtem Wetter und sind die Hauptbestäuber für Tomaten. Außerdem bleiben Wildbienen eher im näheren Umkreis zum Sammeln und Bestäuben somit sehr zuverlässig meine Pflanzen. 

Um den Wildbienen zu helfen, solltest du:

Gute Insektenhotels aufhängen, bienenfreundliche Blühwiesen pflanzen und ein Hummelhaus aufstellen. Aber am wichtigsten ist das bereits erwähnte Sandarium, denn die meisten Wildbienenarten leben unterirdisch.

Naturgarten: Mach was Gutes und bekomme mehr Ernte

Natürlich kannst du noch mehr machen! Unter anderem einen Teich anlegen, Igel einen Unterschlupf bauen, Vögel füttern und ihnen Nistplätze bieten. Aber das Fazit ist, du kannst in deinem Garten viel Gutes für die Tierwelt machen und profitierst davon. Die Natur ist ein Kreislauf, der sich selbst reguliert.

So sorgen Wespen beispielsweise dafür, dass Mücken nicht Überhand nehmen, Hornissen wiederum halten die Wespen in einer akzeptablen Anzahl. Vögel dezimieren dann die Hornissen, falls sich diese zu stark vermehren. 

Das gilt aber auch für den Boden, die Pflanzenabfälle und vieles mehr. Alle Insekten und andere Tiere haben ihre Aufgabe. Das kannst du dir ganz einfach zunutze machen und dir mit einem naturnahen Selbstversorgergarten bei der Gartenarbeit von der Natur helfen lassen.

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